COACH IN FOCUS - DATA BLOG (English version below)

Alain Geiger war zuletzt fünf Jahre lang Cheftrainer des schweizerischen Traditionsvereins Servette FC. In der Saison 2018/19 übernahm er das Amt und führte das Team direkt als Meister der Challenge League souverän zurück in die Super League. Vor seinem Engagement bei Servette FC sammelte der ehemalige Nationalspieler vielfältige Trainererfahrungen – sowohl in der Schweiz als auch im Ausland, unter anderem in Algerien, Saudi-Arabien und Ägypten. Seine letzte Saison (2022/23) mit Servette FC krönte Geiger mit dem zweiten Platz in der Super League – die bis dahin beste Platzierung des Klubs im gesamten 21. Jahrhundert. Innerhalb von fünf Jahren formte er aus einem Zweitligisten einen Vizemeister.

Auch die Zahlen sprechen für ihn: Besonders im Expectation Index schneidet Geiger überdurchschnittlich ab und übertrifft regelmäßig die erwartbaren Resultate. Ebenso positiv ist sein Change Index, der zeigt, dass seine Einwechslungen in Summe einen positiven Einfluss auf den Spielverlauf und das Endergebnis haben (siehe Abbildung).

Im Verlauf deiner Karriere weist du einen beeindruckenden Expectation Index von 6,4/10 auf, was bedeutet, dass deine Ergebnisse über den erwarteten Wert hinausgehen. Was würdest du als die Hauptfaktoren dafür nennen, dass du mit deinen Mannschaften so überdurchschnittlich gute Erfolge erzielen konntest?

Alain Geiger: Im Sport, und insbesondere im Fußball, ist das Ergebnis das Produkt der Entfaltung des Individuums und der Gruppe. Der Spaß am Spiel und die Solidarität sind grundlegende Zutaten für den Sieg und müssen mit operativen Strategien (technischen und taktischen) vereinbar sein. Fußball ist ein Mannschaftsspiel. Es dreht sich um zwei Ideen: Zunächst der technische Aspekt, bei dem die Beziehung zum Ball entscheidend ist, und dann die Entwicklung technischer Fähigkeiten, die grundlegend ist. Der Kollektive Aspekt ist ebenfalls entscheidend: Die Koordination zwischen den Partnern ist sowohl eine Quelle für Leistung als auch für Entfaltung. Der Wert des Teams sollte höher sein als die Summe der individuellen Talente. Diese Evidenz unterstreicht die Bedeutung des Taktischen Aspekts. Die athletischen und mentalen Fähigkeiten ermöglichen die Entwicklung eines Kollektiven Fußball, bei dem der Ball im Mittelpunkt des Spiels steht.

In Bezug auf deine Spielweise zeigt die Datenanalyse, dass dein Umschaltspiel die stärkste Ausprägung aufweist. Inwiefern stimmt dies mit deiner Spielphilosophie überein, und welche Vorstellungen hast du, wie deine Teams sowohl mit als auch ohne Ball agieren sollen?

Alain Geiger: Ein Spielprojekt definieren. Der Aufbau eines Spielstils erfolgt durch die Festlegung präziser Ziele und Prinzipien (das Spiel am Boden, die Organisation), die eine gemeinsame Spielsensibilität auf allen Ebenen des Vereins konkretisieren. Die Fluidität des Passspiels und die Kreativität werden hervorgehoben (technische Aspekte und Verfügbarkeit). Der taktische Aspekt integriert den Willen zu einem Kollektiven Spiel, das durch die Absicht gekennzeichnet ist, nicht zu leiden. Der Anspruch an einen kollektiven Fußball, der auf der Nutzung des Balls basiert, führt zu organisatorischen Entscheidungen, die das Ungleichgewicht des Gegners durch den Ballbesitz begünstigen. Die Teilnahme am Spiel muss permanent sein (Konzentration). Die defensive Phase wird durch den Ort des Ballverlusts, die Positionierung des Blocks zum Zeitpunkt des Ballverlusts und die Aktion, die zu diesem Verlust geführt hat bestimmt. Es gibt zwei Optionen: sofortiger Druck nach dem Verlust oder wenn der Gegner sich befreien kann, ein Rückzug in die Pressingzone.

In der offensiven Phase kann man zwei offensive Strategien unterscheiden: den schnellen Angriff, der beim Ungleichgewicht des Gegners, insbesondere nach dessen Ballverlust, stattfindet und sofort ausgenutzt werden kann oder den strukturierten Angriff, der dieses Ungleichgewicht schaffen muss, bevor er genutzt werden kann.

Auch im Change Index, der den Einfluss von Spielerwechseln auf das Ergebnis misst, liegst du mit 7,4/10 auf einem positiven Niveau. Nach welchen Kriterien triffst du Entscheidungen, wenn es darum geht, Spieler einzuwechseln, und wie gehst du mit taktischen Anpassungen während des Spiels um?

Alain Geiger: Die Kriterien für Wechsel während eines Fußballspiels werden von technischen, physischen, taktischen und manchmal emotionalen Faktoren beeinflusst. Ich muss alle diese Elemente berücksichtigen, um die beste Entscheidung für mein Team zu treffen. Ich bleibe vor dem Spiel konzentriert und vermeide unnötige Diskussionen. Ich mache eine mentale Vorbereitung (Konzentration), manage meinen Stress und praktiziere Visualisierung sowie die Analyse des Spiels des Gegners. Während des Spiels analysiere ich das Spiel meines Teams und das des Gegners. Ich bereite mich auf das Unvorhergesehene vor. Ich profitiere von einer langen Karriere als Spieler und Trainer. Die Erfahrung in diesem Bereich ist sehr wichtig!

Vielen Dank, Alain, für deine Zeit!

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Alain Geiger most recently spent five years as head coach of the traditional Swiss club Servette FC. He took over the team in the 2018/19 season and immediately led them back to the Super League as champions of the Challenge League. Before joining Servette FC, the former professional player gained a wealth of coaching experience both in Switzerland and abroad — including stints in Algeria, Saudi Arabia, and Egypt. Geiger capped off his final season with Servette in 2022/23 by securing second place in the Super League — the club’s best finish of the 21st century. Over the course of five years, he transformed Servette from a second-tier side into league runners-up.

The numbers back up his success: Geiger consistently outperforms expectations in the Expectation Index, regularly achieving better results than statistically projected. His Change Index also reflects positively, indicating that his substitutions have a measurable, beneficial impact on both match dynamics and final outcomes (see figure).

Over the course of your career, you've achieved an impressive Expectation Index of 6.4/10 — meaning your results have consistently exceeded projected outcomes. What would you say are the main factors behind your ability to achieve such above-average success with your teams?

Alain Geiger: In sports — and especially in football — results are the outcome of both individual and collective expression. Enjoyment of the game and team solidarity are essential ingredients for success, and they need to align with operational strategies, both technical and tactical. Football is a team sport that revolves around two core ideas: First, the technical aspect, where the player's relationship with the ball is crucial. Developing technical skills is fundamental. Then comes the collective aspect: coordination among teammates is not only a source of performance, but also of personal growth. The value of the team should always exceed the sum of its individual talents. This principle highlights the importance of the tactical dimension. Physical and mental attributes also play a key role in shaping a collective style of football — one where the ball remains at the heart of the game.

Data analysis shows that your teams excel most in transitional play. How does that align with your football philosophy, and what are your principles for how your teams should operate both in and out of possession?

Alain Geiger: It starts with defining a clear game model. Building a playing style means setting specific objectives and principles — such as ground-based play and structured organization — that shape a shared footballing identity throughout the club. Fluid passing and creativity are essential components, emphasizing technical ability and player availability. Tactically, my approach is centered on a collective game, guided by the desire to control rather than react. The ambition is to play a proactive, ball-oriented style of football, which relies on positional structure to unbalance the opponent through possession. Active participation in the game must be constant — it’s about maintaining focus at all times. The defensive phase is defined by several factors: the location of ball loss, the positioning of the defensive block at the moment of the turnover, and the specific action that led to the loss. From there, two responses are possible: immediate pressure to win the ball back, or — if the opponent escapes the press — a regrouping into the pressing zone. In the attacking phase, I differentiate between two strategies: fast attacks that exploit the opponent’s disorganization immediately after they lose the ball, and structured attacks, which first aim to create that disorganization before taking advantage of it.

You also score highly in the Change Index — 7.4/10 — which measures the impact of substitutions on match outcomes. What criteria do you use when deciding on substitutions, and how do you approach tactical adjustments during a game?

Alain Geiger: Substitution decisions during a match are influenced by technical, physical, tactical, and sometimes emotional factors. I take all of these into account in order to make the best possible decision for the team. I stay focused before the match and avoid unnecessary distractions. I go through mental preparation — staying concentrated, managing stress, practicing visualization, and analyzing the opponent's game. During the match, I constantly evaluate both my team's performance and the opponent’s. I also prepare myself for the unexpected. I draw on many years of experience as both a player and a coach. In these situations, experience really makes a difference.

Thank you very much for your time, Alain!