COACH IN FOCUS - SEBASTIAN PODSIADLY (English version below)
- COACHINSIDE

- Nov 25
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Sebastian Podsiadly hat in den vergangenen Jahren eine vielschichtige Laufbahn im Profifußball durchlaufen. Nach seinen ersten Stationen im Scouting beim 1. FC Kaiserslautern arbeitete er als Spiel- und Gegneranalyst in verschiedenen Strukturen – unter anderem beim DFB, beim FC St. Pauli, Union Berlin sowie zuletzt beim VfL Wolfsburg und Sturm Graz. In dieser Zeit begleitete er unterschiedliche Cheftrainer, sammelte wertvolle Erfahrungen und entwickelte ein tiefes Verständnis für die moderne Trainings- und Analysearbeit. Im Sommer 2025 folgte der nächste Karriereschritt: der Übergang in die Rolle des Co-Trainers beim ägyptischen Spitzenklub Al Ahly SC. Mit uns spricht Sebastian über die Unterschiede zwischen der Arbeit als Spielanalyst und Co-Trainer, über seine Erfahrungen in Ägypten sowie darüber, welche Eigenschaften für ihn einen starken Cheftrainer ausmachen.
Du hast Deine Laufbahn im Profifußball als Spielanalyst begonnen und später den Übergang zum Co-Trainer gemacht. Welche Fähigkeiten aus der Analysearbeit helfen Dir heute am meisten, und wie unterscheiden sich Aufgaben, Verantwortung und Blickwinkel in beiden Rollen?
Sebastian Podsiadly: Mein Glück war es bereits als Analyst sehr eng an der Mannschaft zu arbeiten, dies hat den Umstieg zum Co-Trainer erleichtert. Dabei konnte ich in der Zusammenarbeit mit Urs Fischer und Markus Hoffmann bei Union Berlin viele Dinge lernen. Sei es der Umgang mit Spielern, das Trainerteam zusammenzuhalten aber besonders die Fähigkeit, jeden Spieler und Mitarbeiter gleich zu behandeln und mit individuellen Inhalten zu fördern. Der größte Unterschied ist mit Sicherheit die Anwesenheit auf dem Platz, die bei mir in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen hat. Als Co-Trainer ist das Aufgabenfeld meist breiter gefächert – damit meine ich, dass neben den taktischen Inhalten, die verinnerlicht werden müssen, auch Standardsituationen auf der Agenda stehen. Außerdem fallen die alltägliche Trainingsplanung/- Durchführung und Nachbereitung, Spielergespräche, Einzelanalyse etc. an. Man muss die Informationen schneller verinnerlichen und Schlüsse daraus ziehen - da hilft es aus taktischer Sicht enorm wenn man bereits sehr viele Spiele analysiert hat und schnell ein Gefühl für den Gegner bekommt. Ein weiterer Unterschied ist die Position während des Spiels, weg vom besten Platz des Stadions auf die Bank, da ist der Blickwinkel ein anderer und daran muss man sich auch erstmal gewöhnen, um auch Situationen aus dieser Perspektive gut beurteilen zu können. Und der direkte Kontakt mit Spielern und das Feedback sind eine Umstellung. Der Umgang mit einzelnen Spielern unterscheidet sich, das Feingefühl muss man dann entwickeln.
Du hast sowohl in europäischen Ligen als auch in afrikanischen Strukturen gearbeitet. Welche kulturellen und fußballerischen Unterschiede haben Dich besonders geprägt, und wie passt Du Kommunikation, Trainingsmethodik und Führungsarbeit an verschiedene Umfelder und Erwartungen an?
Sebastian Podsiadly: Union Berlin war meine prägendste Zeit, daneben habe ich in der Zusammenarbeit mit anderen Trainern in anderen Ländern und Ligen gelernt, dass es nie den einen richtigen Weg gibt. Durch die Vielzahl der verschiedenen Umgebungen und Leadertypen konnte ich meinen eigenen Stil entwickeln. Ägypten war natürlich eine krasse Veränderung, Temperatur, Kultur, Religion, Sprache und besonders der Umgang mit den Spielern und Menschen. Ich habe mich bis zuletzt nicht daran gewöhnt, dass vor deiner Tür ein Mitarbeiter sitzt, der darauf wartet, dass du deine Klingel auf dem Tisch betätigst, damit er dir ein Wasser bringt. Aber das ist einfach normal dort. Es braucht seine Zeit, vor allem, weil ich auch mit einem spanischen Trainerteam dort war, auch die ticken und denken anders als ich das aus meinen vorherigen Stationen kannte. Die Kommunikation ist eine andere, wild rumschreien oder Spieler direkt vor einer Gruppe kritisieren kommt dort noch weniger gut an - da ist das Ego schnell verletzt und der Spieler steht vor dem Trainerbüro. In Ägypten sind die Spieler noch viel größere Stars als es bei uns ist und Social Media spielt eine noch größere Rolle. Ich habe auch gelernt, dass es manchmal aufgrund der vorhandenen Struktur mehr Zeit braucht, Trainingsmethoden anzupassen und neue Inhalte zu vermitteln. Der ägyptische Fußball lebt - für mich persönlich sehr überraschend - von vielen langen Bällen und frühen Flanken. Wenn du dann als Trainerteam viel durch das Zentrum spielen möchtest, dann bedarf es viel Aufwand und Überzeugungsarbeit Veränderungen umzusetzen. Das gilt natürlich umso mehr, wenn du aufgrund der Klub WM nur wenig Zeit hast, die eigene Spielphilosophie zu implementieren. Es ist unvorstellbar wie groß Al Ahly wirklich ist, sowohl wenn es um die Anzahl der Mitarbeiter geht als auch die Fanbase. Tag und Nacht wird da über den Verein geschrieben und jedes Wort oder jede Emotion wird versucht von den Medien irgendwie auszulegen. Das war ein weiterer großer Lerneffekt für mich, aufzupassen wo man sich wie verhält und wie man mit wem redet. Emotionen gehören natürlich dazu, und ich bin ein Mensch, der von und für Emotionen lebt, aber mit Bedacht.
Du hast mit sehr unterschiedlichen Cheftrainern gearbeitet. Welche Elemente aus diesen Erfahrungen fließen in deine eigene Coaching-Philosophie ein – und wo hast Du bewusst deinen eigenen Weg gefunden? Und wenn Du auf die moderne Entwicklung im Trainerteam schaust (Datenanalyse, Individualisierung, Belastungssteuerung): Welche Kompetenzen sind für Dich heute unverzichtbar?
Sebastian Podsiadly: Mein Führungsstil ist stetig in der Entwicklung. Am meisten lerne ich in den entscheidenden Momenten: welche Wortwahl wählt der Trainer, wie wechselt der Trainer, wie geht er individuell mit Spielern um und wann verändert er etwas. Für mich ist ein authentisches Auftreten und ein roter Faden in der Art Fußball zu spielen von größter Bedeutung. Ich hatte das Glück mit einigen herausragenden und auch charismatischen Trainern zusammenzuarbeiten. Jeder auf seine eigene Art hat mich als Mensch, aber natürlich auch als Trainer geprägt. Das wichtigste Learning: es gibt nicht nur den einen Weg und im Fußball zählt am Ende der Erfolg. Und was bei dem einen Verein ein Erfolgsrezept ist, muss nicht notwendigerweise auch für einen anderen Verein das Richtige sein. Deswegen sind Anpassungsfähigkeit, Wahrnehmung von Bedürfnissen und Empathie für mich die entscheidenden Faktoren als Trainer. Zu erkennen was benötigt ist und wie mit den Menschen umgegangen werden muss, sind Qualitäten, die meiner Meinung nach gute von herausragenden Trainern unterscheiden. Das sind meine Schlüsse, alles andere entwickelt sich im Fußball so schnell, da musst du "am Ball bleiben" und die richtigen Leute um dich haben. Daher sind alle genannten Punkte enorm wichtig. Ein Cheftrainer wird delegieren und entscheiden müssen, er wird niemals Experte in allen Bereichen sein können, das lässt alleine die Zeit gar nicht zu.
Vielen Dank, Sebastian, für deine Zeit!
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Sebastian Podsiadly has pursued a multifaceted career in professional football over the past years. After his first steps in scouting at 1. FC Kaiserslautern, he worked as a match and opposition analyst in various environments — including the German FA, FC St. Pauli, Union Berlin, and most recently VfL Wolfsburg and Sturm Graz. During this time, he accompanied different head coaches, gained valuable experience, and developed a deep understanding of modern training and analytical work. In the summer of 2025, he took the next step in his career: transitioning into the role of assistant coach at Egyptian powerhouse Al Ahly SC. With us, Sebastian talks about the differences between working as a match analyst and as an assistant coach, his experiences in Egypt, and the qualities he believes define a strong head coach.
You began your career in professional football as a match analyst before moving into the role of assistant coach. Which skills from your work in analysis help you most today, and how do tasks, responsibilities, and perspectives differ between the two roles?
Sebastian Podsiadly: I was fortunate that, even as an analyst, I worked very closely with the team. This made the transition to assistant coach much easier. Working with Urs Fischer and Markus Hoffmann at Union Berlin allowed me to learn a great deal — from handling players and keeping the coaching staff aligned, to, above all, treating every player and staff member equally while still supporting them with individualised input. The biggest difference is certainly the increased presence on the pitch, which has steadily grown for me in recent years. As an assistant coach, the range of responsibilities is usually broader. Besides internalising the tactical concepts, set-piece preparation also becomes a major part of the job. In addition, there is the daily planning, execution and follow-up of training sessions, player meetings, individual analyses, and much more. You have to process information more quickly and draw the right conclusions. Having analysed a large number of matches definitely helps from a tactical standpoint, as it allows you to develop a quick feeling for the opponent. Another difference is the position during matches — moving from the best seat in the stadium to the bench. The angle is completely different, and you first have to get used to assessing situations from that perspective. And of course, the direct contact with players and the immediate feedback is an adjustment. Every player needs a different approach, and developing the right sensitivity is essential.
You’ve worked in both European leagues and African structures. Which cultural and footballing differences have shaped you the most, and how do you adapt communication, training methodology, and leadership to different environments and expectations?
Sebastian Podsiadly: Union Berlin was the most formative period of my career, but working with different coaches in various countries and leagues taught me that there is never just one right way. Experiencing a wide range of environments and leadership styles allowed me to develop my own approach. Egypt, of course, was a drastic change — the climate, culture, religion, language, and especially the way people and players interact. I never fully got used to the fact that an employee would sit outside your door waiting for you to press a bell on your desk so he could bring you water. But over there, that’s simply normal. It takes time to adjust, especially when working with a Spanish coaching staff whose way of thinking and operating was different from what I had known before. Communication is also different. Shouting wildly or openly criticising players in front of the group is even less accepted — egos are quickly hurt, and you may soon find a player standing at your office door. In Egypt, players are even bigger stars than back home, and social media plays an even more significant role. I also learned that, due to existing structures, it sometimes takes longer to adapt training methods and introduce new ideas. Egyptian football — to my surprise — relies heavily on long balls and early crosses. If you, as a coaching team, want to focus more on playing through the centre, it takes a lot of effort and persuasion to implement changes. This is especially true when, because of the Club World Cup, you have very little time to establish your own playing philosophy. It’s hard to imagine just how big Al Ahly really is — both in terms of staff size and fan base. The club is talked about day and night, and every word or emotion expressed is scrutinised by the media. This taught me to be mindful of how I present myself, how I act, and how I communicate. Emotions are naturally part of the game, and I’m someone who lives with and for emotions — but always with intention and awareness.
You’ve worked with very different head coaches. Which elements from those experiences shape your own coaching philosophy — and where have you deliberately carved out your own path? And when you look at the modern evolution of coaching teams (data analysis, individualisation, load management): which skills are indispensable today?
Sebastian Podsiadly: My leadership style is constantly evolving. I learn the most in decisive moments: which words a head coach chooses, how he makes substitutions, how he deals with players individually, and when he decides to change something. For me, authenticity and a clear, consistent idea of how we want to play football are of utmost importance. I’ve been fortunate to work with several outstanding and charismatic coaches. Each of them, in their own way, has shaped me — both as a person and as a coach. The most important lesson is that there is never just one right way, and in football, success is ultimately what counts. What works as a formula for success at one club does not necessarily work at another. That’s why adaptability, understanding people’s needs, and empathy are, for me, the decisive qualities of a coach. Being able to recognise what is required and how to manage people are, in my opinion, the traits that separate good coaches from exceptional ones. These are the conclusions I’ve drawn. Everything else in football evolves so quickly — you have to stay on your toes and surround yourself with the right people. That’s why all these points are so important. A head coach must delegate and make decisions; he can never be an expert in every area — there simply isn’t enough time for that.
Sebastian, thank you for your time!




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