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COACH IN FOCUS - DATA BLOG (English version below)

Aktualisiert: 4. Dez. 2024


Im Profibereich trainierte Michael Köllner den 1. FC Nürnberg, TSV 1860 München und den FC Ingolstadt. In Nürnberg übernahm Köllner als damaliger Cheftrainer der zweiten Mannschaft im März 2017 die Lizenzmannschaft in der 2. Bundesliga. In der Saison 2017/18 schaffte Köllner mit Nürnberg die Rückkehr in die Bundesliga. Zwischen November 2019 und Januar 2023 war er als Cheftrainer von 1860 München tätig. In den Spielzeiten 2020/21 und 2021/22 rangierte Köllner mit 1860 München am Ende der Saison jeweils auf dem 4. Tabellenplatz und verpasste den Aufstieg in die 2. Bundesliga knapp. Im April 2023 schloss er sich dem FC Ingolstadt an, mit denen er ebenfalls in der 3. Liga spielte. Mit uns hat Michael Köllner über die Unterschiede der Profiligen, seinen Offensiv-Fußball und die fußballfreie Zeit gesprochen!


Über seine Karriere hinweg kann Köllner positive Werte im Expectation Index (6,5/10) - er erzielt bessere Ergebnisse mit seinen Mannschaften, als zu erwarten waren - und im Change Index (5,9/10) - seine Wechsel-Entscheidungen haben einen positiven Impact auf das Spielergebnis - vorweisen. Köllner gehört mit seinen Mannschaften oftmals zu den besten Offensiv-Mannschaften der Liga - im Schnitt schießen sie 1,7 Tore pro Spiel bei einem XG von 1,6 über seine Karriere hinweg.


Du hast von der Bundesliga bis zur 3. Liga bereits alles trainiert. Welche spielerischen Merkmale charakterisieren für dich die einzelnen Ligen und inwieweit unterscheidet sich die Herangehensweise als Trainer?


Michael Köllner: Die Herangehensweise ist in der dritten Liga schon eine andere als in den beiden ersten Ligen. Es sind mehr Mannschaften und man spielt zudem den Landespokal. Am Ende kommt man auf circa acht Pflichtspiele mehr, wenn man es mit einem normalen Erst-oder Zweitligist vergleicht. Man hat in Liga 3 also weniger Länderspielpausen, was die inhaltliche Arbeit mit der Mannschaft spürbar einschränkt. Diese kann man dagegen in der Bundesliga oder zweiten Liga bei Vereinen mit wenigen Abstellungen sehr gut nutzen, um thematisch zu arbeiten und Automatismen und taktische Vorgaben noch besser einzuschleifen. Die spielerischen Merkmale in den Ligen unterscheiden sich stark – in der Bundesliga wird mit sehr hohem Tempo gespielt, da gilt es als qualitativ unterlegene Mannschaft stets die Räume zu schließen, kompakt zu sein und viel Willenskraft an den Tag zu legen. In der zweiten Liga ist das anders. Da sind die Unterschiede in der Qualität und im Kaderwert deutlich geringer, es gibt viel mehr Spiele auf Augenhöhe. Es hat eigentlich jeder die Chance, das Spiel zu gewinnen. Die Teams sind in der Regel alle gut organisiert und die Kunst ist es, den Gegner gut zu bespielen, um am Ende erfolgreich zu sein. Ähnlich verhält es sich in der dritten Liga, da entscheiden schlussendlich oftmals nur Nuancen. Die 3.Liga ist sehr ausgeglichen. Der qualitative Unterschied zu den ersten beiden Ligen ist hier nicht von der Hand zu weisen, das macht es insgesamt natürlich auch schwerer, Spielkonzepte umzusetzen.


Mit einem Expectation Index von 6,5/10 über deine Karriere hinweg liegst du auf einem positiven Niveau. Das bedeutet, dass du bessere Ergebnisse erzielt hast, als im Bereich des Kaderwertes möglich waren. Wie hast du es geschafft – besonders bei 1860 München – mit den vorhandenen Spielern und Strukturen diese Leistung Woche für Woche auf den Platz zu bringen?


Michael Köllner: Der Schlüssel ist das Training. Wenn du die Möglichkeit und die Zeit als Trainer bekommst, etwas zu entwickeln, dann steckt in der täglichen Trainingsarbeit der nachhaltige Erfolg verborgen. Beim 1.FC Nürnberg und bei 1860 war es so, dass wir die Trainingszeit bestmöglich genutzt haben, um jeden Einzelnen weiterzubringen, was dann in Summe natürlich der Mannschaft zu Gute kam. Wir haben an den Stärken der Spieler gearbeitet und sie dann in ein Spielkonzept integriert, das ihnen die Möglichkeit gegeben hat, diese so gut es geht einzusetzen und abzubilden. Das war die Grundlage des Erfolges. Dazu haben wir die Transferfenster, sowohl im Sommer als auch im Winter, gut genutzt, um gezielte und schlüssige Verstärkungen zu holen. In Nürnberg hat das letztlich auch den Aufstieg in die Bundesliga begründet.


In sechs deiner Spielzeiten als Cheftrainer lagen deine Mannschaften im Bereich der geschossenen Tore unter den Top 3 der Liga. Wie hast du deinen Offensiv-Fußball trainieren lassen? Ist das zu Lasten der Defensive gefallen, da deine Mannschaften in manchen Spielzeiten zu viele Tore kassiert haben? – Beispiel Saison 2021/22: 69 geschossene Tore (Platz 2), 53 Gegentore (Platz 10).


Michael Köllner: Das Thema Balance zwischen Offensive und Defensive ist eine Herkulesaufgabe und oftmals liegt der richtige Schlüssel in den kleinen Details. Entscheidende Grundlage ist die richtige Kaderzusammenstellung, um einen offensivorientierten Fußball spielen lassen zu können. Generell bin ich aber von Haus aus jemand, der gerne offensiv und attraktiv spielen lassen will. Zum einen glaube ich daran, dass es jedem Spieler mehr liegt, aktiv zu sein, da der Sinn des Spiels letztlich darin fußt, den Gegner durch Tore zu besiegen. Es geht also hierbei auch um den natürlichen Instinkt und Antrieb eines jeden Fußballers. Zum anderen ist es auch von Bedeutung, wo man beispielsweise seine Heimspiele austrägt. Die Spiele im eigenen Stadion in München oder Nürnberg waren immer aufs Neue richtige Festtage. Die Menschen, die kamen, wollten unterhalten werden. Fußball ist auch Entertainment und das geht eben nur mit einer offensiven Spielidee. Wenn diese Marschroute fruchtet, hat der Verein natürlich auch einen nicht zu vernachlässigenden Nebeneffekt. Denn die Marktwerte von Offensivspielern vervielfältigen sich in der Regel schneller als die von Defensivakteuren, so dass hier auch schneller und besser Werte entstehen.


Seit Sommer bist du ohne Verein. Wie hast du die letzten Monate verbracht und welche Möglichkeiten nutzt du, um dich selbst weiterzubilden?


Michael Köllner: Nach knapp 3 ½ Jahren bei 1860 München war der Übergang zum FC Ingolstadt fast nahtlos. Die jetzige Pause tut daher gut, um die Akkus aufzuladen, damit sich Seele, Geist und Körper wieder gut erholen können. Und dennoch schaue ich viele Spiele im Stadion an, tausche mich viel aus, referiere (vor unterschiedlichem Publikum sowohl aus dem

Sport als auch aus der Wirtschaft) und komme meiner Funktion als Verbandsgruppenvorsitzender Bayern des Bund Deutscher Fußball-Lehrer nach. Zudem habe ich an einigen Onlineveranstaltungen teilgenommen, an vielen Trainerfortbildungen, um auch an meinem eigenen Spielkonzept stetig zu feilen. Das heißt im konkreten Fall neue Entwicklungen zu erfassen, neue Ideen anzuschauen, um möglicherweise meinen Vorstellungen vom Spiel neue Facetten hinzuzufügen. Denn natürlich will ich bei der nächsten Aufgabe so gut es geht erfolgreich sein, die Herausforderungen im sportlichen Bereich, aber auch im Leadership und in der Führung vollumfänglich meistern, damit in meiner Karriere das nächste positive Kapitel entsteht.


Vielen Dank, Michael, für deine Zeit!


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At professional level, Michael Köllner has coached 1. FC Nuremberg, TSV 1860 Munich and FC Ingolstadt. In Nuremberg, Köllner took over as head coach of the second team in the Bundesliga 2 in March 2017. Köllner returned to the Bundesliga with Nuremberg in the 2017/18 season. Between November 2019 and January 2023, he was head coach of 1860 Munich. In the 2020/21 and 2021/22 seasons, Köllner finished in 4th place with 1860 Munich at the end of the season and narrowly missed out on promotion to Bundesliga 2. In April 2023, he joined FC Ingolstadt, with whom he also played in the 3rd division. Michael Köllner spoke to us about the differences between the professional leagues, his attacking football and his football-free time!


Over the course of his career, Köllner has achieved positive scores in the Expectation Index (6.5/10) - he achieves better results with his teams than expected - and in the Change Index (5.9/10) - his decisions to make changes have a positive impact on match results. Köllner and his teams are often among the best attacking teams in the league - on average they score 1.7 goals per game with an XG of 1.6 over his career.


You've coached everything from the Bundesliga to the 3rd division. What playing characteristics characterise the individual leagues for you and to what extent does the approach as a coach differ?


Michael Köllner: The approach is different in the third division than in the top two leagues. There are more teams and you also play in the national cup. In the end, you end up with around eight more competitive games if you compare it to a normal first or second division team. This means you have fewer international breaks in League 3, which noticeably limits the amount of work you can do with the team. In contrast, these can be used very well in the Bundesliga or second division at clubs with few secondments in order to work thematically and to familiarise yourself even better with automatisms and tactical guidelines. The playing characteristics in the leagues differ greatly - the Bundesliga is played at a very high tempo, so as a qualitatively inferior team it is important to always close the spaces, be compact and show a lot of willpower. It's different in the second division. The differences in quality and squad value are much smaller, there are many more games at eye level. Everyone actually has the chance to win the game. The teams are generally all well organised and the trick is to play your opponent well in order to be successful in the end. It's similar in the third division, where it's often just nuances that decide the outcome. The 3rd division is very evenly matched. The qualitative difference to the first two leagues cannot be denied here, which of course also makes it more difficult overall to implement game concepts.


With an Expectation Index of 6.5/10 over your career, you are at a positive level. This means that you have achieved better results than were possible in the squad value range. How did you manage - especially at 1860 Munich - to put this performance on the pitch week after week with the players and structures available?


Michael Köllner: The key is the training. If you get the opportunity and the time as a coach to develop something, then the sustainable success is hidden in the daily training work. At 1.FC Nürnberg and 1860, we made the best possible use of training time to develop each individual, which of course benefited the team as a whole. We worked on the strengths of the players and then integrated them into a playing concept that gave them the opportunity to utilise and reproduce them as well as possible. That was the basis of our success. We also made good use of the transfer windows, both in the summer and winter, to bring in targeted and coherent reinforcements. In Nuremberg, this was ultimately the reason for promotion to the Bundesliga.


In six of your seasons as head coach, your teams were among the top three in the league in terms of goals scored. How did you train your attacking football? Did this come at the expense of defence, as your teams conceded too many goals in some seasons? - Example 2021/22 season: 69 goals scored (2nd place), 53 goals conceded (10th place).


Michael Köllner: The balance between offence and defence is a Herculean task and often the right key lies in the small details. The right squad composition is crucial in order to be able to play attack-oriented football. In general, however, I am someone who likes to play an attacking and attractive game. On the one hand, I believe that every player is more interested in being active, as the point of the game is ultimately to defeat the opponent by scoring goals. So this is also about the natural instinct and drive of every footballer. On the other hand, it is also important where you play your home games, for example. The games in our own stadium in Munich or Nuremberg were always real festive days. The people who came wanted to be entertained. Football is also entertainment and that is only possible with an offensive game idea. If this approach bears fruit, the club will of course also have a not insignificant side effect. This is because the market value of attacking players generally multiplies faster than that of defensive players, meaning that value is created faster and better.


You've been without a club since the summer. How have you spent the last few months and what opportunities have you used to further your own education?


Michael Köllner: After almost 3 ½ years at 1860 Munich, the transition to FC Ingolstadt was almost seamless. The current break is therefore good for recharging my batteries so that my soul, mind and body can recover well. And yet I still watch a lot of matches in the stadium, exchange ideas a lot, give talks (in front of different audiences from both the world of sport and business) and fulfil my role as chairman of the Bavarian branch of the Association of German Football Teachers. I've also taken part in a number of online events and many coach training courses in order to constantly refine my own game concept. In this specific case, that means recognising new developments, looking at new ideas and possibly adding new facets to my ideas of the game. Because, of course, I want to be as successful as possible in my next task and master the challenges in the sporting field, but also in leadership and management, so that the next positive chapter in my career can begin.


Thank you, Michael, for your time!

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